Was machen Bienen und Imker im Laufe eines Bienenjahres?
Juli 2022
Abhängig von der Witterung steht Anfang bis Mitte des Monats die letzte Honigernte an, bei der der die Sommertracht aus den Waben geholt wird. Anschließend bekommen die Völker als Ersatz für den Honig eine erste Portion Zuckersirup-Lösung um die Futterreserven wieder aufzufüllen.
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Sobald der Honig geernet ist, kann abhängig vom Milbenbefall die erste Behandlung gegen die Varroa-Milbe erfolgen. Dafür wird für gewöhnlich über einen längeren Zeitraum Ameisensäure im Volk verdunstet. Dies tötet und unterbricht den Reproduktionszyklus der Milben. Die Behandlung mit Ameisensäure stellt allerdings auch für die Bienen eine Stresssituation dar und die Gefahr von Brutschäden durch die Behandlung ist hoch.
Juni 2022
Weiterhin besteht die Hauptaufgabe des Imkers darin, den Schwarmtrieb der Wirtschaftsvölker zu kontrollieren. Wird hier eine Schwarmzelle übersehen endet das an einem sonnigen Mittag mit lautem Gesumme und abertausenden Bienen in der Luft - ein Schwarm geht ab. Ein Bienenschwarm ist für gewöhnlich sehr samftmütig, sodass man keine Angst vor diesem imposamten Naturschauspiel haben muss. Nach einigen Minuten fangen die ersten Bienen an sich an Hecken oder Ästen von Bäumen zu sammeln und bilden eine Traube. Grund dafür ist, dass die Königin aufgrund ihres hoihen Gewichtes keine weiten Flugstrecken zurücklegen kann. Später (nach ca. 2-4h) macht sich der Schwarm dann weiter auf den Weg, bis die neu zu besiedelnde Behausung erreicht ist. Wird der Inker zeitnah informiert, kann er den Schwarm einfangen und somit eine sichere neue Behausung bieten.
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Weiterhin füllen sich die Honigräume mit Nektar von Robinie, Linde, Kornblume und vielen anderen Sommerblüten. Bei passender Witterung wird durch einzelne Blattlausarten der sogenannte Blatthonig produziert. Dieser verleiht dem Honig eine fein herbe Note und eine dunklere Farbe.
Mittlerweile haben sich die im April gebildeten Ableger schon soweit entwickelt, dass eine neue Königin geschlüpft und auf ihrem Hochzeitsflug von Drohnen begattet wurde und jetzt fleißig Eier legt. Damit die Königin bei späteren Kontrollen besser gefunden werdne kann, bekommt sie einen Farbpunkt mit der jeweiligen Jahresfarbe auf den Rücken.
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Die Arbeiterinnen des Jungvolkes pflegen anschließend die jungen Larven und Maden mit Futtersaft. So wächst das kleine Volk langsam aber stetig heran und ist im Oktober bestenfalls stark genug um eingewintert zu werden.
Mai 2022
Die Bienenvölker des Vorjahres entwickeln sich jetzt kräftig und fangen an den ersten Nektar der Obstbäume und Rapsblüten zu sammlen. Die rasante Entwicklung führt auch dazu, dass die Bienenvölker sich natürlich teilen sollen und dafür Vorkehrungen in Form von Schwarmzellen treffen. Werden Diese vom Imker nicht regelmäßig beseitigt, verlässt ein Teil des Bienenvolkes seine Kiste und sucht sich als Schwarm mit der alten Königin eine neue Behausung. Leider haben diese Bienenschwärme in der freien Natur nur geringe Überlebenschancen, da die Behandlung gegeen die Varroa-Milbe nicht mehr stattfinden kann. Dies, und auch der wirtschaftliche Aspekt sind Gründe dafür, dass die Imker Bienenschwärme einfangen und ihnen eine neue Behausung anbieten um sie als neue Völker zu pflegen.
Um den Schwarmtrieb etwas entgegenzuwirken, werden den starken Völkern weiter Brutwaben entnommen um damit Junvölker zu bilden. Dies schafft Arbeit und Platz für die fleißigen Bienchen.
Zwischen Mitte und Ende Mai konnte dann auch der erste Honig geernet werden. Die so genannte Frühtracht (bestehend aus Obstblüten- und Rapshonig) wurde abgeschleudert. Dazu werden zunächst die aufgesetzten Honigräume mittels einer Bienenflucht vom Rest des Bienenvolkes getrennt. Die Bienen aus dem Honigraum verlassen über Nacht über die Bienenflucht (die wie eine Einbahnstraße funktioniert) den Hinigraum, sodass der Imker am folgenden Morgen die fast bienenleeren Honigräume mitnehmen kann.
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Da Frühjahrshonig zum schnellen Kandieren (festwerden durch die Bildung groß(b)er Kristalle) neigt, wird er nach der Ernte in regelmäßigen Abständen gerührt. Dadurch werden die Zuckerkristalle immer wieder zerstört und der Honig erhält eine feincremige Konsistenz.
April 2022
Die Natur platzt jetzt regelrecht auf. Überall sieht man bunte Blüten aufgehen und die Bäume werden langsam grün. Auch für die Bienen heißt es jetzt richtig loszulegen und den Futtervorrat für den kommenden Winter anzulegen.
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Für die Imker beginnt nun die arbeitsreichste Zeit des Bienenjahres. Es muss darauf geachtet werdem, dass genug Platz für die rasch wachsenden Völker und den eingetragenen Nektar vorhanden ist. Weiterhin muss der natürlich bedingte Schwarmtrieb im Griff behalten werden. Ende April ist es dann auch an der Zeit sogenannte Ableger zu bilden. Aus starken Wirtschaftsvölkern wird dazu eine Wabe mit viel Brut und einigen Bienen entnommen und mit ausreichend Futter in einer neuen Kiste an einen neuen Standort verbracht. Die Bienen merken nach einer Weile, dass die Königin fehlt und ziehen sich aus jungen Larven eine neue Regentin heran.
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Da Platz für gewöhnlich Mangelware ist, habe ich mir aus Hartschaumplatten kleien Ablegerkisten gebaut, welche für die Zeit bis nach der Begattung der Jungköniginnen genutzt werden. Später ziehen die Jungvölker dann in die normalgroßen Beuten um.
März 2022:
Jetzt geht es los! Bedingt durch viele warme und vor allem sonnige Tage kann man in der Natur die ersten richtigen Vorboten des Frühlings erkennen. Ein besonderes phänologisches Ereignis ist der Blühbeginn der Salweide. Diese spendet neben wertvollen Pollen auch die ersten nennenswerten Nektarmengen für Bienen und andere Insekten. Ideale Bedingungen also für eine steile Aufwärtsentwicklung in den Völkern.
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Aufgrund des einzargig gehaltenen Brutraumes meiner Völker ist es jetzt auch zwingend notwendig den ersten Honigraum zu geben. Dieser wird über ein s.g. Absperrgitter auf den Brutraum gestellt und bietet genug Platz für die in den nächsten Wochen schlüpfenden Jungbienen. Das Absperrgitter hat übrigens die Funktion den Durchgang der Königin in den Honigraum zu verhindern. Andernfalls würde diese leicht auf die Idee kommen den aufgesetzten Honigraum zum Brüten zu nutzen, was für eine spätere Honigernte kontraproduktiv wäre.
Da wir Mitte-Ende April mit Beginn der Kirsch- und Rapsblüte in die Schwarmzeit einsteigen, ist jetzt ein guter Zeitpunkt das imkerliche Werkzeug auf Vollständigkeit zu überprüfen:
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Hierzu habe ich eine praktische Kiste in der alles Wichtige beisammen ist: Stockmeißel zum Öffnen der Völker und heben der Waben. Einen Besen zum Abfegen der Bienen von Waben. Feuerzeuge zum Anzünden des Brennmaterials im Smoker mit dessen Rauch die Bienen beruhigt werden können. Ein Königinnenkäfig mit Hilfe dessen man Jungköniginnen mit der aktuellen Jahresfarbe zeichnen kann und noch einige weitere Kleinigkeiten die das Leben leichter machen.
Eine Besonderheit in diesem Jahr sind zwei Völker, welche ich Anfang März mit einem Absperrgitter dazwischen vereinigt habe. Grund dafür war, dass eines der Völker sehr schwach aus dem Winter gekommen war. Aus verschiedenen Quellen habe ich entnommen, dass man schwache Völker einfach mithilfe der "Doppelvolk-Betriebsweise" sanieren kann in dem man sie für 4-5 Wochen auf ein starkes Volk aufsetzt.
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Die Bienen des starken Volkes unterstützen den Schwächling bei der Pflege der Brut und wärmen zusätzlich den aufgesetzten Brutraum mit. Anfang April werde ich die beiden Völker wieder trennen und vom Ergebnis berichten. Auch zu der auf dem Bild sichtbaren Eigenbau-Bienenstockwaage werde ich bei Gelegenheit einen Artikel schreiben.
Februar 2022:
Im Februar kann man als Imker kaum noch still halten und möchte am liebsten jeden wärmeren Tag nutzen um in die Bienenvölker zu schauen. In der Tat habe ich eine kürzere Wärmephase genutzt um meine Völker auf den Start ins Frühjahr vorzubereiten. Teils habe ich aus zwei Bruträumen einen gemacht, teils nur Wärmeschiede um den Bienensitz gesetzt. Das Für und Wieder dieser Maßnahmen wird kontrovers diskutiert, da ich aber in den jetzten zwei Jahren damit persönlich gute Erfahrungen gemacht habe, werde ich das erst einmal so bei behalten.
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Mitte Februar (genauer am 13.2.) konnte man die ersten echten Reinigungsflüge beobachten, bei denen die Bienen ihre Kotblasen entleeren und gleichzeitig Wasser UND vor allem Pollen der ersten Frühblüher (Hasel & Krokus) mit zurück ins Volk bringen. Dieser frische Pollen gibt den Bienen die Möglichkeit verstärkt in das Erbrüten der Nachkommen zu investieren. Das Pflegen der Bienenbrut verbraucht allerdings auch große Mengen des Winterfutters und der Imker muss nun genau hinschauen, dass immer ausrechend Reserven vorhanden sind.
Januar 2022:
Ich konnte die Ruhe derzeit mal nutzen um die Daten meiner selbst gebauten Bienststock-Waage auszuwerten und euch grafisch hoffentlich verständlich aufzuarbeiten:
Die Grafik zeigt das auf einer Waage lastende Gewicht des Bienenstocks über das Frühjahr und den Sommer aufgetragen. Die Zeiträume in denen es reichtlich Nektar für die fleißigen Sammlerinnen gab, habe ich bunt markiert.
Das Frührjahr 2021 zeichnete sich durch lange sehr wechselhafte Phasen mit milden Tagen aber auch immer wieder auftretenden Nachtfrösten aus. Erst ab der zweiten Maiwoche war die Natur in unserer Region soweit und die erste größere Tracht (die Obstblüte) setzte ein. Parallel schoss auch der Raps in die Höhe und es dauerte nur noch ca. eine Woche und die Felder der Umgebung hellgelb leuchteten. Die nächsten Wochen sorgten für eine regelrechte Massentracht (Raps- und Obstblüten) und die effektiven Tageszunahmen lagen in einem Bereich, welcher die maximale Sammelleistung eines Bienenvolkes beschreibt (ca. 4kg pro Volk pro Tag). Anfang Juni, als der Raps abgeblüt war wurde der Frühtracht-Honig geerntet und die leeren Honigräume für die nächste Köstlichkeit aufgesetzt. Die bunte Blütenvielfalt des Sommers macht den Sommertracht Honig Jahr für Jahr besonders und einzigartig und ist immer für eine (geschmackliche) Überraschung gut. Ende Juli war es dann absehbar, dass es keine weiteren nennenswerten Nektar bzw. Honigtaueinträge gibt und die Honigraumwaben wurden ein letztes Mal geschleudert. Anschließend wurden die Volker sofort mit Zuckerwasserlösung gefüttert (denn wer den Bienen die Wintervorräte klaut, muss ihnen schon einen Ersatz zur Verfügung stellen).
Dezember 2021:
November 2021:
Oktober 2021:
September 2021:
August 2021:
Vor ca. einem Monat wurde der letzte Honig von den Völkern geerntet. Jetzt ist es wichtig, den Bienen einen Ersatz für ihr gesammeltes Futter (den Honig) zu geben, damit sie einen ausreichenden Futtervorrat für den Winter haben. Dazu gebe ich den Völkern über den Spätsommer und Herbst verteilt Zuckerlösung, die als Winterfutter in den Waben eingelagert wird.
Eine weitere sehr wichtige Aufgabe im August ist es, den Befall der Völker mit der Varroa-Milbe zu überprüfen. Kann sich die parasitäre Milbe ungehindert in einem Bienenvolk vermehren, bricht das Volk zusammen und stirbt unter der Varroalast. Dem kann der Imker durch verschiedene Medikamente (meist organische Säuren) entgegen wirken. Da dies aber Auswirkungen auf die Honigqualität haben würde, wird erst nach der letzten Honigernte des Jahres behandelt.
Das Bienenvolk selber ist derzeit dabei die so genannten Winterbienen aufzuziehen. Diese sind deutlich langlebiger im Vergleich zu den im Frühjahr und Sommer schlüpfenden Bienen (die werden zum Teil nur 3 - 5 Wochen alt) und werden bis in das kommende Frührjahr dafür sorgen, dass die Königin und die künftigen Honigsammlerinnen gut versorgt sind und das Volk in der kalten Jahreszeit am Leben gehalten wird.